Leitbild

Leitbild

Auf der Grundlage der Unantastbarkeit der einzelnen Persönlichkeit und der Wertschätzung der besonderen Lebenswege stellen wir uns den Lebenssituationen junger Menschen mit außergewöhnlichen Belastungen. Viele dieser Situationen sind Ausdruck unserer Zeit und der Gesellschaft, für die wir als Erwachsene mitverantwortlich sind. Unser Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen tatkräftig beizustehen, sowie ihre Familien darin zu unterstützen, gemeinsam neue Perspektiven zu finden und Wege zu beschreiten.

Durch ganzheitliche Erziehung, Förderung und Bildung wollen wir Veränderungen und Entwicklungen gezielt fördern, die dazu beitragen, vorhandene Probleme unter Berücksichtigung der Stärken und Grenzen des jungen Menschen zu lösen. Unsere Hilfen sollen Angebote sein, die sich flexibel auf die jeweilige Lebens- und Familiensituation des jungen Menschens einstellen. Sie haben das Ziel der möglichst zeitnahen Rückkehr zur eigenen Familie, oder, wenn dies unmöglich ist, die Stärkung der individuellen Fähigkeiten zur selbstbestimmten Lebensführung. Dem jungen Menschen wird geholfen, seine inneren und äußeren Lebensziele zu entwickeln, um selber künftig Verantwortung für sich, in seiner Familie, der Arbeitswelt und der Gesellschaft übernehmen zu können. Ergänzend zur Arbeit mit den jungen Menschen wird eine Arbeit mit den Eltern angeboten, um ihre Erziehungskompetenzen zu stärken.

Von großer Bedeutung ist die Begegnung des jungen Menschen mit den zyklischen Zusammenhängen des Jahreslaufes, der Natur und der Tierwelt. Durch vielerlei praktische und künstlerische Tätigkeiten unter weitgehendem Medienverzicht werden auch Räume für neue Wahrnehmungen geschaffen und die Sinnesentwicklung intensiviert. Dadurch kann eine Heimat im eigenen Lebenslauf und ein positives Selbstbild wachsen. Das verstärkte Erleben unserer Naturumgebung sensibilisiert für die Sinnfragen und großen Zusammenhänge des Lebens und hat weitreichende Folgen für die Begegnungsqualität der Menschen untereinander. Die Stärkung der eigenen Persönlichkeit ist die Grundlage für eine respektvolle Beziehung zu Anderen.

Jeder junge Mensch ist für seine gesunde Entwicklung auf den Aufbau oder die Wiederherstellung von entwicklungsfördernden Beziehungen zum Erwachsenen angewiesen. Wir gehen aber davon aus, dass wir am besten auf die Lebenssituationen anderer Menschen heilsam einwirken können, wenn wir uns selbst immer wieder neu und kritisch hinterfragen. Wir sind bestrebt lernende Menschen, auf gleicher Augenhöhe mit den jungen Menschen und anderen Erwachsenen, gemeinsam auf der Suche nach neuen Wegen, zu sein. Grundlegend ist der Verzicht des Erwachsenen auf seelische Gewalt und die missbräuchliche Auslebung von Überlegenheit.

Eingriffe und Maßnahmen, die ein junger Mensch als befremdlich und in seiner Person als verletzend erlebt, versuchen wir zu vermeiden, weil wir davon überzeugt sind, dass sich auf solchen Erlebnissen keine gesunde seelische Identifikation mit den Anliegen und Strukturen der erwachsenen Welt aufbauen kann. In der Auseinandersetzung mit uns wollen wir dem jungen Menschen Grenzen setzen ohne Machtmissbrauch. Dazu ist es notwendig, dass die Mitarbeiter in schwierigen Situationen das Kind oder den Jugendlichen und sein Verhalten reflektieren und zu verstehen versuchen, damit sie ihre eigenen Handlungsweisen begründen können. Der Wille uns hineinzuversetzen in das Erleben des jungen Menschen, öffnet uns den Weg auf die eigenen Vorurteile und Erwartungen zu achten, anstatt eine, unseren Vorstellungen entsprechende, Verhaltensänderung vom jungen Menschen zu fordern. Dieser innere Dialog bildet die Grundlage für den Aufbau einer Haltgebenden und tragfähigen Beziehung. Das gewonnene Vertrauen kann auch dann weitergetragen werden, wenn die Hilfe endet oder eine andere Hilfe notwendig wird. Wir wollen dem jungen Menschen eine Beziehung anbieten, die ihm durch Verlässlichkeit, Halt und Sicherheit zeigt, wie wichtig er für uns ist und unsere Entschlossenheit, für ihn verbindlich einzustehen, vermittelt.

Der einzelne Mitarbeiter in seiner fachlichen und persönlichen Verantwortung bemüht sich, das ihm Mögliche zu tun. Er ist auf die Gemeinschaft mit Mitdenkenden und Mittragenden angewiesen, um Halt, Handlungssicherheit und Transparenz an die Kinder und Jugendlichen zu vermitteln. Die Pflege dieses Selbstverständnisses im Team ist eine Möglichkeit, Hilflosigkeit und Resignation zu überwinden, neue Impulse zu erkennen und die Tragfähigkeit des Einzelnen im Alltag zu stärken.

Die intensive Vernetzung und Zusammenarbeit der Fachbereiche in und um die Einrichtung, insbesondere mit den Familien und den Jugendämtern ermöglicht eine Kultur der Kommunikation, Kooperation und Kontinuität. Hier erlebt der junge Mensch einen wertschätzenden Umgang der für ihn wichtigen Menschen untereinander.

Jeder in der Einrichtung ist dazu aufgerufen, der Nichtbeachtung unserer professionellen und ethischen Grundhaltung und Werteorientierung entgegenzutreten. Ausführliche Fallbetrachtungen in Teambesprechungen mit konstruktiven Auseinandersetzungen und ständiger Fortbildung im Sinne unseres Leitbildes dienen der fachlichen Erweiterung und damit auch der Entkräftung von Vorurteilen. Diese gemeinsamen Prozesse im Team stärken die pädagogische Präsenz der Mitarbeiter vor den Kindern und Jugendlichen.